Die Unterbindung der Samenleiter - eine sichere Alternative


Von allen weitverbreiteten Empfängnisverhütungsmethoden ist die Vasektomie die sicherste. Mehrere Voraussetzungen sollten gegeben sein und einige wesentliche Punkte sind zu beachten.

· Die Vasektomie kommt dann in Frage, wenn Sie Ihre Familienplanung sicher abgeschlossen haben. Die häufigsten Gründe für Rückoperationen sind Kinderwunsch nach Partnerwechsel, sowie der Verlust eigener Kinder. Wenn Sie selbst sich diesen Schritt reiflich überlegt haben und auch Einverständnis mit Ihrem Partner herrscht, ist der Eingriff sinnvoll.

Die Operation beim Mann wird in Lokalanästhesie durchgeführt und ist daher wesentlich einfacher als die Sterilisation der Frau, wo der Eingriff in Allgemeinanästhesie und durch den Bauchraum vorgenommen wird.

Da für die Samenfäden nur der Weg vom Nebenhoden zu den Samenblasen unterbunden wird und damit noch lebende Samenzellen von den Samenblasen nach außen gelangen, dauert es im Schnitt etwa 8 Wochen bis der Eingriff voll wirksam ist. Um den Erfolg sicherzustellen, muß nach diesem Zeitraum ein Spermiogramm durchgeführt werden. Manchmal, zumeist abhängig von der Häufigkeit des Verkehrs, sind nach 8 Wochen noch einzelne unbewegliche Samenfäden im Mikroskop sichtbar. Dann muß zur Sicherung der Wirksamkeit im Abstand von 4 Wochen neuerlich die Samenflüssigkeit solange untersucht werden, bis keinerlei Spermien mehr vorhanden sind.

Gibt es Versager dieser Methode?

Wenn nach Zentrifugation des Ejakulats keinerlei Samenzellen mehr nachgewiesen werden können, gilt der Eingriff als verläßlich. In Einzelfällen kann das bis zu einem halben Jahr dauern. In den Ausnahmefällen, wo es in diesem Zeitraum nicht zum Verschwinden der Samenzellen kommt, liegt entweder eine spontane Rekanalisierung der Samenleiter oder ein operationstechnisches Problem vor (zum Beispiel ein dritter Samenleiter), was mit einem neuerlichen kleinen Eingriff korrigiert werden kann. Nach korrekt durchgeführtem und in Ordnung befundenem Kontrollspermiogramm sind allerdings weltweit vereinzelt ungewollte Schwangerschaften bekannt geworden.

Mit welchen Komplikationen muß man rechnen?

Abhängig von der gewählten Operationsmethode ist die echte Komplikationsrate minimal. Methode der Wahl ist heute die "non scalpel vasectomy" wobei ohne Schnitt mit einem Spezialinstrument unter örtlicher Betäubung beidseits ein Stück der Samenleiter weggeschnitten und die beiden Enden abgebunden werden. Das erfolgt schmerzfrei und mit dieser Technik treten bei einem erfahrenen Operateur Nachblutungen und Infektionen praktisch nie auf.

Sie sollten dabei mindestens 6 Stunden nach dem Eingriff keine schnellen Bewegungen durchführen und körperliche Schonung sich auferlegen. Nach der Operation sollten keine Schmerzen zu verspüren und eine volle Belastungsfähigkeit in kürzester Zeit gegeben sein.
Eine längere Enthaltsamkeit ist ebenfalls nicht nötig.

Gibt es Spätfolgen?

Praktisch nicht. Das Volumen der Samenflüssigkeit ist trotz Fehlen der Samenzellen nur unwesentlich geringer. Der männliche Hormonhaushalt und damit die Potenz bleiben unverändert. Anschuldigungen für erhöhtes Risiko für das Auftreten von Arteriosklerose, Immunkrankheiten, Diabetes, Hodentumoren und Prostatakrebs konnten in großen, kontrollierten Studien widerlegt werden. Spermagranulome (Verhärtungen an den Enden der durchtrennten Samenleiter sind selten und zumeist nicht schmerzhaft, Ein gering erhöhtes Risiko ffir Entzündungen des Nebenhodens besteht etwa 6 Wochen, sehr selten treten Spätblutungen oder Abszeßbildungen im Hodensack auf Die von den Urologen ab dem 45. Lebensjahr empfohlenen jährlichen Vorsorgeuntersuchungen sollten aber auch in Ihrem Interesse unbedingt eingehalten werden.
Bei gut aufgeklärten und frei sich entscheidenden Patienten kommt es durch die Vasektomie auch nicht zu psychischen Problemen.

Ist der Eingriff rückgängig zu machen?

Ja. Allerdings sollte wer sich zu diesem Eingriff entschließt seine Familienplanung sicher und überlegt abgeschlossen haben. Eine Rückoperation ist technisch aufwendig und sollte nur mikrochirurgisch an entsprechenden Zentren durchgeführt werden. Dann gelingt es in den meisten Fällen eine Durchgängigkeit für Samenfäden zu erzielen. Die Schwangerschaftsrate und vor allem die Zahl von Geburten ist jedoch deutlich geringer. Zusätzlich stehen heute auch andere Methoden z.B. in vitro Fertilisation erfolgversprechend zur Verfügung. Ein Kinderwunsch kann so, wenn auch mit erheblichem Aufwand, in vielen Fällen erfüllt werden.

Was ist für den Eingriff zu beachten - einige praktische Tips:

· Rechnen Sie einen Zeitaufwand von etwa einer Stunde für die Vorbereitungen und die Operation selbst,
· Sorgen Sie unbedingt für einen Heimtransport, fahren Sie auf keinen Fall selbst. Auch nach einer lokalen Betäubung gelten Sie für 6 Stunden nicht fahrtüchtig. Zusätzlich sind rasche Bewegungen, wie z.B. schnelles Bremsen nicht günstig.
· Ziehen Sie bequeme möglichst weite Hosen an
· Sie brauchen für den Eingriff nicht nüchtem zu sein, sollten allerdings auch nicht zuviel gegessen haben.
· Nach dem Eingriff vermeiden Sie bitte zumindest 6 Stunden jede körperliche Anstrengung
· Nach etwa 24 Stunden können Sie wieder mit leichter körperlicher Betätigung beginnen und danach bei Beschwerdefreiheit langsam steigern
· Am Tage nach dem Eingriff können Sie duschen, bringen Sie allerdings keine Seife auf die Wunde selbst auf. Ein Wannenbad können Sie nach Auflösung der Nähte nehmen
· Ein Wundverband ist nicht nötig, wechseln Sie nur 2x täglich die Unterwäsche
· Leichtes Nässen der Wunde und kleine blaue Flecken in Operationsbereich sind normal
· Bei starkem Anschwellen des Hodensacks starker Blutung oder Rötung und Schmerzen versuchen Sie mich zu kontaktieren, in Notfällen suchen Sie eine Urologische Abteilung auf
· Ich verwende selbstauflösendes Nahtmaterial, das sich nach etwa 8-10 Tagen auflöst. Manchmal kommt es aber durch Einschneiden des Nahtmaterials zu unangenehmem "Zwicken", man kann dann ab dem 6. Tag die Nähte entfernen.


INFORMATION (BGBl. 1 Nr. 125/99)

"Die Vornahme einer freiwilligen Sterilisation ist für volljährige Männer und Frauen grundsätzlich juristisch unproblematisch. Im Fall einer aufrechten Ehe sollte der Ein- griff im Einverständnis mit dem anderen Ehegatten erfolgen. Wird nämlich die Sterilisation als Maßnahme der Familienplanung ohne Einverständnis des Ehepartners vorgenommen, so kann dies unter Umständen rechtliche Folgen nach sich ziehen.
Zwar stelllt in Folge des Eherechts-Änderungsgesetzes 1999 die freiwillige Sterilisation, also die dauernde Verweigerung der Fortpflanzung (§ 48 EheG) keinen absoluten Scheidungsgrund mehr dar, eine Sterilisation gegen den Willen des Ehepart- ners kann aber nach wie vor als Eheverfehlung im Sinne des § 49 EheG aufgefasst werden und somit -sollte dadurch die Zerrüttung der Ehe eingetreten sein -zur Scheidung führen."

vasektomie@ordination-studler.com